Donnerstag, 31. Januar 2013

Umweltkatastrophe in Köln-Godorf


Bram Steenks, der Leiter der Ölraffinerie Köln-Godorf, zückte sich seine orange-rot gemusterte Krawatte zurecht. Sein anthrazitfarbenes Sakko schmiegte sich seicht über seinen Oberkörper. Fast schon unterwürfig und mit leicht niederländischem Akzent hatte er sich entschuldigt. Für den Störfall, den seine Shell-Raffinerie verursacht hatte. Die Fragen von 250 Bürgern hatte er abgearbeitet. Diese verließen den Sitzungssaal, um in die trübe Masse des Januartages nach draußen zu streben, wo der rote Kran des Rheinforums zu einem Denkmal erstarrt schien.

War es seine Entschuldigung, die die Bürger besänftigte ? Oder die Ansage, dass sein Shell-Konzern alles Menschen mögliche tat, um den Schaden zu begrenzen ? Oder überhaupt, dass er sich den Fragen der Bürger stellte ?

Ein  Glas Mineralwasser in der Hand, blickte er in die Runde. An dem Stehpult schien er wie festgefroren. Journalisten näherten sich, die es vorzogen, die eine oder andere Frage bilateral zu stellen. Es hätte schlimmer kommen können. Schließlich gab es seit März 2012 gleich mehrere Lecks in den Rohrsystemen. Auslaufende Ölrückstände aus dem Raffinierprozess hatten sich zu einer Umweltkatastrophe summiert, wie sie das Rheinland kaum jemals erlebt hatte. Das Unheil hatte in unterirdischen Rohrleitungen seinen Lauf genommen: die Ölrückstände hatten sich auf 42.000 Quadratmeter oder sechs Fußballfelder angesammelt. Mit Mühe und Not hatte Shell es geschafft, die Löcher in den Ölleitungen abzudichten. Nun sickerte die gefährliche Brühe fleißig ins Erdreich hinein.

Wut und Zorn der betroffenen Bürger waren nicht übergeschäumt. Die Diskussion konnte auf einer sachlichen Ebene gehalten werden. Er war nicht mit Eiern oder faulen Tomaten beworfen worden. Auf verbale Attacken konnte er dem Sachstand entsprechend antworten. Hasstiraden waren ausgeblieben.

Für die Bevölkerung besteht keine Gefahr, das war die Grundbotschaft. Gefahr für die Trinkwasserversorgung ? Keine, denn das Wasserwerk in Urfeld liegt meilenweit entfernt. Gefahr für den Rhein ? Die Ölmasse versickert vertikal und nicht horizontal. Gefahr bei Hochwasser ? Die Ölrückstände sind ausreichend weit vom Rhein entfernt. Was tut Shell ? Es wird abgepumpt, so weit es funktioniert. Alles Menschen mögliche wird getan, Tag und Nacht.

Keine Gefahr ? Egal, ob Chemie-Unfall, Großbrand, Explosion, Erdbeben oder andere Katastrophen; die Szenarien lassen sich gerne auf die Kernbotschaft reduzieren, dass für die Bevölkerung keine Gefahr besteht. Das hatten selbst die Manager von Tepco bei der Reaktorkatastrophe in Fukushima behauptet. Sie hätten alles im Griff.

Neben der Stellwand plauderten der Sachverständige des TÜV und der Vertreter der Stadt Köln, die ihren Teil der Fragen beantwortet hatten. Die Stuhlreihen mit den gepolsterten Sitzen waren bereits verlassen. Die Deckenstrahler, die zwischen der weiß gemaserten Holzdecke montiert waren, spendeten ein kräftiges, entschlossenes Licht, das auf das dezente Punktemuster des Teppichbodens fiel.

Wieso geht hier niemand auf die Barrikaden ? Die 42.000 Quadratmeter unterirdischer Ölrückstände entsprachen eine Million Liter Öl. Zwischen März und Dezember 2012 waren gleich mehrere Lecks aufgetreten. Das Öl enthielt auch Xylol, eine giftige Substanz. Rund zehn Jahre würde es dauern, das Öl aus dem Erdreich wieder heraus zu saugen. Das war kein Kleinkram und kein Kavaliersdelikt, sondern eine Umweltkatastrophe ungeahnten Ausmasses .

Wieso geht niemand auf die Barrikaden ? Wenn ich als Bürger einen Ölwechsel mache und das Altöl in der Botanik entsorge, habe ich es gleich mit der Kriminalpolizei zu tun. Umweltdelikt, Straftatbestand, eine saftige Geldstrafe muss ich zahlen. Und eine Ölraffinerie ? Eine Geldstrafe oder Schadensersatzzahlungen, davon ist nichts bekannt. Der Regierungspräsident in Köln scheint im Tiefschlaf versunken zu sein.

Auch hier das umgekehrte Beispiel: wenn ich ein Haus bauen will, werde ich mit Bauvorschriften nur so gegängelt: Grundstückseingrenzungen, Abstand zum Nachbargrundstück, Dachneigung, Treppenhäuser, Brandschutz, wie Dachgaupen auszusehen haben und so weiter. Genau damit argumentiert der Regierungspräsident: die alten Rohrleitungen genießen Bestandsschutz, so dass keine Notwendigkeit besteht, diese baulich zu verändern. Gängelungen und Bevormundungen durch Vorschriften, wie jeder Häusle-Bauer sie kennt, gelten für Ölraffinierien nicht.

Wieso geht hier niemand auf die Barrikaden ? Als in den 80er Jahren aus den Chemieanlagen der Firma Höchst giftige Chemikalien ins Erdreich drangen, besetzte und blockierte die grüne Bewegung deren Anlagen in Frankfurt, was zu Produktionsausfällen führte. Gorleben, Occupy, Stuttgart 21: anderenorts protestieren die Menschen, sie lehnen sich gegen Autoritäten auf, sie haben eine Vision von einer besseren Welt, sie wollen Missstände verändern, sie ziehen andere Menschen an, die dasselbe wollen. Wieso nicht hier ?

Rund zwanzig Kilometer weiter östlich, haben Menschen es vor einer Woche geschafft zu protestieren. Dadurch haben sie ein Chaos angerichtet, an das sich manche Fluggäste noch lange zurückerinnern werden. Am Flughafen Köln/Bonn hatten Beschäftigte des Sicherheitsdienstes ihre Arbeit nieder gelegt, um damit gegen ihre zu schlechte Bezahlung zu protestieren. Unangekündigt, fiel ein Großteil der Flüge aus.

Es geht um die persönliche Betroffenheit. Mehr Geld auf der Gehaltsabrechnung, das ist für alle griffig, konkret und eine Wohltat. Von den 250 anwesenden Bürgern arbeiten viele in der umliegenden chemischen Industrie von Wesseling und Köln-Godorf. Würden sie die Produktionsanlagen blockieren oder zu einem Shell-Boykott aufrufen, würde sie sich in ihr eigenes Fleisch schneiden. Ihr Geld auf der Gehaltsabrechnung könnte dann gefährdet sein.

Alles aussitzen, das dürfte sich wahrscheinlich auch Bram Steenks gedacht haben. Journalisten waren ungefähr die einzigen, die nervten. Die Presse war penetrant und ließ nicht locker. Als er die Fragen beantwortet hatte, schritt er die Treppenstufe zu seinem Stehpult zurück. Er überflog den Handzettel, auf dem er sich Notizen gemacht hatte. Er stieß einen Seufzer aus, dass er diese heikle Mission hinter sich gebracht hatte.

„Wir müssen anders leben. Anders essen. Anders produzieren. Wir leben in einer blockierten Gesellschaft“ so hatte die Grünen-Politikerin Renate Künast in einer Rede 2010 gesagt. Damit hatte sich vielleicht den Kern der Wahrheit getroffen.

Dienstag, 29. Januar 2013

Reifglätte


Der Wetterbericht hatte zur Vorsicht ermahnt. Der Schnee war dahin geschmolzen und hatte sich in eine undefinierbare, pampige Masse verwandelt. Voller Dreck und unansehnlich am Straßenrand, zeigten Klumpen einst weggeräumten Schnees ihre Auflösungserscheinungen. Unter den Eisresten hatte sich Wasser gesammelt. Während es tagsüber geregnet hatte, riß der Himmel am Abend auf. Vollmond und Sterne funkelten in der Nacht, und der Frost der letzten Tage kehrte über Nacht zurück.

Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich am Montag Morgen unser Auto in der Garage stehen lassen, denn die nasse Straße war nun vom Frost überzogen. Eine gefährliche Kombination. Doch ich konnte nicht anders: ich musste unseren Sohnemann zum rund zehn Kilometer entfernten Bahnhof bringen.

Zunächst beruhigte mich der Zustand der Straße. Wie von unsichtbarer Hand gezogen, sah die rechte Fahrbahn unbedenklich ohne Frost aus, während sich auf der Gegenfahrbahn glitzernde Eiskristalle von Rauhreif fest gekrallt hatten. Nach zwei Dritteln der Fahrstrecke zum Bahnhof änderte sich dies: im Lichte des Vollmonds glitzerte die rechte Fahrbahn fleißig vor sich hin, unterbrochen von unregelmäßigen Abdrucken von Reifenspuren, die die Reifglätte aber nicht verdrängten. Noch griffen die Reifen auf der Fahrbahn. Ich versuchte, dieses wackelige Gefühl zu verscheuchen, dass einem der Boden unten den Füßen entschwinden könnte.

Reifglätte: manche Erlebnisse können eine extreme Langzeitwirkung entfalten. Eines davon liegt rund dreißig Jahre zurück. Bei ungefähr denselben Straßenverhältnissen wie an diesem Tag knickte die Straße leicht nach rechts ab. Auf der Landstraße nahm ich nur den Fuß vom Gas, um meine Geschwindigkeit von 50 km/h zu drosseln. In diesem Moment rutschte der alte Opel Kadett weg, drehte sich um die eigene Achse und kam quer stehend auf dem Grünstreifen und dem Fahrradweg zum Stehen. Ein Stück hinter mir stand ein krüppelartiger Baum, ein Stück vor mir ein Vorfahrtstraßenschild. Nichts war passiert, kein Gegenverkehr, es hätte aber deutlich schlimmer kommen können. Ich konnte weiter fahren. Seit diesem Erlebnis hatte mir Reifglätte Respekt eingeflößt.

Hände ringend suche ich bei Reifglätte nach einem Kompromiss. Dabei fühle ich mich am wohlsten, wenn ich erst gar nicht ins Auto steigen muss. Schneeglätte ist für mich gar kein Problem. Da fahren alle Autofahrer langsam. Ich halte fleißig Abstand und wenn ich bremsen muss, greift frisch gefallener Schnee immer noch besser als Reifglätte.

Fahre ich hingegen bei Reifglätte zu schnell, kann ein verheerender Unfall drohen. Fahre ich zu langsam, ziehe ich den Zorn der im Schneckentempo hinter mir kriechenden Autofahrer auf mich. Aber nun ? An der Böschung hatten sich die Schneereste zu einem Gebirge aufgetürmt, die weißen Tupfer des Schnees zerbröselten auf den Feldern, die sich platt und bedächtig in die Weite spannten. Im Schimmer der Nacht wirkte das Dorf unwirklich und fern. Die Umgehungsstraße umkurvte es in einem weiten Bogen, der so rund wie ein Viertelkreis war.

Mit unserem zähen und robusten Auto, das fünfzehn Jahre auf dem Buckel hatte und noch wie ein Uhrwerk lief, reihte ich mich in die Autoschlange ein. Ich war wohl nicht der einzige, dem die Reifglätte Furcht einflößte. Nur oberflächlich angetastet durch die Fahrspur, setzte sich diese hauchdünne weiße Schicht fort.

Am S-Bahnhof angekommen, konzentrierte ich mich so sehr auf den Straßenzustand, dass ich die eingefahrene S-Bahn gar nicht bemerkte. Als ich sie sah, ließ ich unseren Sohnemann augenblicklich aussteigen. Wie in einem Panikzustand hielt ich an, noch meilenweit vom Bahnsteig entfernt. Zwischen den Feldern ließ ich ihn herum tappsen, und er versuchte erst gar nicht zu rennen, denn die S-Bahn fuhr wenige Momente später ab. In zehn Minuten sollte die nächste S-Bahn einfahren.

Auf der Rückfahrt derselbe Straßenzustand, der zur Vorsicht mahnte. Noch hatte ich kein Auto im Straßengraben gesehen. War es überhaupt nicht glatt ? Konnte ich unbeschwert in normalem Tempo fahren ? Das tat ich lieber nicht. Und prompt bildete sich zwischen Tempo 30, 40 oder 50 die unvermeidbare Autoschlange hinter mir, deren Geduld ich strapazierte. Ein Meteorologe hätte wahrscheinlich gestaunt über die Vielfalt von Eiskristallen. Dumpf hatten die Reifenspuren die Fahrspur platt gefahren. Und dumpf glitten auch die Felder vorbei, die rechterhand von dem wirren Gestrüpp einer alten Kiesgrube eingegrenzt wurden.

Schließlich kam Bewegung in die Angelegenheit. Als ich mit 40 km/h daher schlich, überholte mich ein Kombi. Tatsächlich, es wir nicht glatt, denn das Überholmanöver klappte ohne Rutschpartie. Beschleunigen ? Nein, in der Viertelkreiskurve traute ich mich nicht. Dahinter, als die Landstraße geradlinig wurde, beschleunigte ich auf sagenhafte 60 km/h. Am Horizont zeigte sich ein erster Funke Helligkeit. Zögernd, noch voller Schlaf, würde bald die Sonne aufstehen. Ohne Bäume und ohne Sträucher am Straßenrand, verirrte sich das Band der Straße im Dunkeln im Niemandsland.

Ich fuhr ungefähr so konzentriert wie ein Einhundertmeterläufer vor dem Startschuss. Mein Blick war gefesselt auf die Fahrspur, die halbwegs frei war von dieser puderzuckerdünnen Reifschicht. Tempo 60 blieb meine magische Obergrenze.

Egal, was die anderen Autofahrer dachten. Hauptsache, ich kam Heil zu Hause an.

Montag, 28. Januar 2013

Im Sudhaus


Die Lösung wäre ganz einfach gewesen. Noch im letzten Jahr, zum 18. Geburtstag unsres Sohnes, hatten wir verzweifelt nach einem typisch rheinischen Restaurant gesucht. Gelandet waren in einem schwäbischen Restaurant im Rheinland. Paradoxer hätte es nicht kommen können.

Nun war der 21. Geburtstag unseres großen Mädchens gekommen. Die richtige Idee schüttelte sie sogleich aus dem Ärmel: das Sudhaus im Zentrum mit einem breiten Spektrum an rheinischer Küche. Das Restaurant kannte ich aus der Weihnachtszeit – von dienstlichen Weihnachtsfeiern und im Kreis der Familie während des Bummels über den Weihnachtsmarkt. Wieso waren wir nicht vor einem Jahr auf diese Idee gekommen ?

Die rheinische Küche, bodenständig wie andere deutsche Esslandschaften, aus heimischen Zutaten wie Kartoffeln oder frisches Gemüse oder Braten oder Wurst bestehend, fristet eher ein Nischendasein auf der Esslandkarte.

Daran sind vielleicht auch die Preußen Schuld, denn sie kontrollierten, dass „kein welsches (=französisches) Gericht über die Ufer trat“, nachdem die Rheinprovinz 1815 von den Preußen eingenommen wurde. 1878 verglich ein unbekannter Reisender aus Österreich die rheinische Küche mit seinem Heimatland – viel zu fahl und zu leicht und unpassend zum auflebenden Temperament des Rheinländers.

Grünkohl mit Mettwurst, Rinderleber mit Kartoffelpüree, Muscheln mit Schwarzbrot – die rheinische Kost ist deftig. Weißkohl („kappes“) darf auf der Speisekarte nicht fehlen. Reibekuchen („rievkooche“) gehören ungefähr zum Grundnahrungsmittel eines jeden Rheinländers. Nicht nur Erbsensuppe („ätzezupp“), auch andere Eintöpfe mit einem Berg von Gemüse findet man in einem typisch rheinischen Restaurant.

Im Inneren sah das Sudhaus rustikal aus wie ein Brauhaus in der Kölner Altstadt. Schwere Holzbalken hingen unter der Decke, die Tischplatte war aus blankgewetztem, hellen Holz; senkrecht verlaufende Holzbalken verschränkten sich zwischen den Sitzgruppen; bodenständig und solide waren auch die Stillleben von Essen und Trinken an der Wand. Weniger bodenständig hörte ich den Kellner mit der schweren Lederschürze am Nachbartisch heraus. Mit einem gerollten „r“ und Zungenlauten wie im Englischen redete er mit den Gästen in seiner Heimatsprache: er war Spanier.

Auf Deutsch bestellte ich das Essen, das zur Urmasse des Rheinlands gehörte: Rheinischer Sauerbraten, dazu Knödel und Apfelkompott. Während sich im Rest Deutschlands die Geister scheiden und Grundsatzdebatten nicht enden wollen: Rosinen sind im Rheinland maßgeblicher Bestandteil der Soße. Zum Sauerbraten wurden sie mir in einer überreichlichen Menge serviert. Sauerbraten ist ein Teil meiner Kindheitserinnerungen: meine Mutter legte selbst den Sauerbraten ein. In einem Tontopf, abgedeckt mit einem Küchenhandtuch, stand er im Keller und die Marinade musste mindestens eine Woche lang ziehen. Dementsprechend nahm der Braten den säuerlichen Geschmack an und der Braten war zart wie Seide. Wer gibt sich heutzutage eine solche Mühe ? Im Sudhaus stand der Sauerbraten meinen Kindheitserlebnissen um nichts nach. Er schmeckte vorzüglich.

Verglichen mit anderen Regionen - wie etwa der pfälzischen, badischen oder schwäbischen Küche - fristet die rheinische Küche den Status eines Mauerblümchens. Das ist jammerschade. Anlasten kann man dies nicht nur den Preußen, sondern auch dem Rheinländer selbst. Einige Geschmackskreationen verdrehen sich gegen den üblichen Geschmack. „Flönz“, die rheinische Blutwurst: wer kommt schon auf die Idee, Blutwurst zu braten ? Da rebelliert mein Magen. Oder: ein Gemisch aus Äpfeln und Kartoffeln und Speck braten. Wie bitte ? „Himmel und ääd“ nennt dies der Rheinländer. Gegen Himmel und Erde wenden sich genauso meine Geschmacksnerven. Als wäre dies noch nicht gastronomisches Unheil genug, stiftet der Rheinländer Verwirrung. Wer „ne halve haan“ bestellt, dem serviert der Kellner nicht das heiß ersehnte Hähnchen, sondern ein ganz spartanisches Roggenbrötchen mit Käse. Insiderwissen ist hier gefragt. Die rheinische Küche hat halt ihre Exoten. 

Ein gewisser Leopold Schreiner beschrieb 1864 den Kölner so, dass er zur Beute von Schläfrigkeit und Müßiggang geworden sei. Wenn es aber um das Essen gehe, regiere eine ungezügelte Gier. Diese Zustände haben sich längst gebessert. Die rheinische Küche ist längst konkurrenzfähig und braucht sich nicht zu verstecken. Rheinischer Sauerbraten, Kassler mit Sauerkraut, Gemüsepfanne und unvermeidbare Schnitzel: im Sudhaus aßen wir unsere Teller ratzekahl auf. Dabei ist allgemein die Suche nicht einfach – nach typisch rheinischer Küche. Zu sehr ist die Gastronomie des Rheinlandes in italienischer, griechischer oder chinesischer Hand.

„L’addicion por favor“ wollte ich gegenüber dem spanischen Kellner imponieren, doch meine Spanisch-Kenntnisse bestanden nur noch aus Bruchstücken.
95 € bezahlten wir für sieben Personen. „Noventa cinco“ half mir der Kellner weiter, denn zu den spanischen Zahlen fand ich die Worte nicht.

Das machte nichts. Im Sudhaus hatte wir uns von der rheinischen Küche verwöhnen lassen.

Sonntag, 27. Januar 2013

Winterimpressionen am Rhein

Ich hoffe, der Leser langweilt sich nicht, wenn ich den dritten Tag hintereinander etwas über den Winter schreibe. Das wird sich ändern. Heute schmilzt der Schnee dahin zu einer matschigen, abweisenden Masse. Die grünen Flecken nehmen zu. In der neuen Woche sollen die Temperaturen bis über die 10 Grad-Marke klettern. In der vergangenen Woche habe ich es geschafft, meine Stimmungen im Schnee festzuhalten. Diesmal an der Ader des Rheins.



Zum Rhein führt eine Treppe hinunter.



Zwischen den Bäumen passiert ein Lastkahn den Rhein.






Die Kahlheit der Bäume dokumentiert die Kälte.


Dicke Basaltsteine markieren das Ufer.



Treibgut hat das vergangene Hochwasser übrig gelassen.



Das Siebengebirge schwingt sich über die Krümmung des Rheins.



Ein altes Mühlengebäude fügt sich in das Rheinpanorama.

Samstag, 26. Januar 2013

Winterimpressionen am Poppelsdorfer Schloss

Den Schnee ausnutzen, solange er liegt. Weitere Schneeimpressionen einfangen, bevor Tauwetter einsetzt. Ich bin vernarrt in die Gesamtkomposition von Schnee und Schloss. Der barocke Hintergrund läßt meine Stimmung über allen Wolken schweben.



Die Harmonie von Schloss und Schnee beeindruckt mich aus der Ferne.



Ich nähere mich.




Dicke Stämme verzweigen sich vor der stilvollen Hintergrundkulisse.



Die Anlage des botanischen Gartens versinkt im Schnee.



Breit gemessene Stufen führen den Treppenaufgang hinauf.



Ein Strauch verdeckt die Eckpartie des Schlosses.



Wuchtige Eiszapfen hängen an dem Springbrunnen.



Skurril, dass die Blüten der Zaubernuss bei der frostigen Kälte ausgetrieben sind.



Auch die Palme behauptet sich gegen den Winter.



Nun habe ich das Schloss einmal umrundet.

Freitag, 25. Januar 2013

Winterrückblicke


Für rheinische Verhältnisse hat der Winter voll aufgedreht. Nun liegt seit zehn Tagen Schnee. Die Temperaturen sind kaum über Null Grad geklettert. Schal, Winterjacke und gefütterte Schuhe sind angesagt. Draußen bringt die frostklare Luft meinen Körper auf Touren. Drinnen genieße ich es, im Warmen zu sitzen. Die erträgliche Kälte passt zu der Jahreszeit. Ich nehme mir die Zeit zurück zu blicken auf vergangene Winter, in denen das Wetter seine Eigenheiten gezeigt hat.

Rückblickend auf meine Kindheit, habe ich die Winter bis 1970 so in Erinnerung, wie sich derzeit der Winter festgesetzt hat: mit jede Menge Schnee, Eis, Kälte. Wir sind ganz viel Schlitten gefahren, und in unserer Nachbarstadt gab es diverse Hänge den Berg herunter, die wir bis zum Abwinken heruntergefahren sind.

Der Winter 1973/1974 lief nach einem Schema ab, dem viele Winter folgen sollten. Schon früh, Ende November, setzte Schneefall ein. Der blieb sogar liegen. Dann setzte sich die Sonne durch und die Nächte wurden eisig kalt. Dieses Winter-Intermezzo war nach einigen Tagen vorbei. Es regnete. Der Westwind wehte milde Temperaturen herbei. Daran sollte sich über den ganzen Winter nichts ändern. Der Himmel war mal bewölkt, mal Regen, mal Sonne, durchaus mit Abwechslungen gesegnet, brachte aber keinerlei Kälte, geschweige denn Schnee. Erst in den letzten Zügen, als sich alle auf den Frühling freuten, drehte der Winter auf. Aprilwetter im März. Schneeschauern folgte blauer Himmel. Die höher stehende Sonne heizte diesen schnell wieder weg, und über Nacht kehrte das weißen Kleid des Schnees wieder zurück.

Die Schneekatastrophe des Winters 1978/1979 ging in die Geschichte ein. Während Norddeutschland im Schnee versank, ließ sich der Winter Zeit, bis er ins Rheinland einkehrte. Es geschah an einem Morgen zwischen Weihnachten und Neujahr. Morgens regnete es und das Thermometer zeigte +8 Grad an. Etwas weniger als im Stundenrhythmus sank die Temperatur um ein Grad. Abends gegen 20 Uhr war die Null-Grad-Marke erreicht und der Regen war in Schnee übergegangen. Zur üblichen Uhrzeit legte ich mich ins Bett. Als ich morgens aufwachte, sah ich den Schnee, der reichlich gefallen war, aber glücklicherweise nicht in dem Umfang, in dem ich ihn im Fernsehen im Norden gesehen hatte. Dort waren manche Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten, Bundeswehr und Katastrophenschutz waren im Dauereinsatz. Mit den Schneemassen mussten einige Gegenden aus der Luft versorgt werden. Als ich nach draußen zum Thermometer schritt, gefror mir das Blut in meinen Adern: es war -16 Grad. Ich weiß nicht, ob es jemals in einer solch kurzen Zeit einen derartigen Temperatursprung gegeben hat (nicht nur im Winter).

Nach mehreren Wintern, die ähnlich wie derjenige im Jahr 1973/1974 verliefen, verdienten die aufeinander folgenden Winter 1984/1985 und 1985/1986 wieder ihren Namen. Dabei ist der 11. Januar 1985 ein Datum im Rheinland, an das man sich hierzulande sehr lange zurück  erinnert. Über den Feldern der Euskirchener Börde bildete sich bei -10 Grad eine Nebelbank, die auch die Autobahn A61 erreichte. Von einem Moment auf den anderen, verwandelte sich die Fahrbahn in eine spiegelglatte Fläche. Auf einer Länge von 20 Kilometern von Weilerswist bis Rheinbach raste ein Auto in das nächste und die Massenkarambolage nahm kein Ende. Die Rettungskräfte erlebten Szenen, die aus einem Horrorfilm stammen könnten. LKW’s fuhren ungebremst in die bereits verunglückten Fahrzeuge hinein. Manche LKW’s brannten, weil deren Ladung sich entzündet hatte. Stück für Stück mussten die Autowracks seziert werden. Manche Blechknäuel waren so unentwirrbar, dass die Menschen mit Schneidbrennern befreit werden mussten. 13 Menschen wurden bei diesem Massenunfall getötet.

Der Winter 1985/1986 war zwar schneearm, aber dafür eiskalt. Anfang Januar war es -17 Grad kalt. In diesem Winter hatte ich mächtig gefroren, denn seit einem halben Jahr wohnte ich in einer Mietwohnung, die zwar kostengünstig war, aber dafür ohne Heizung. Ich behalf mich mit einem elektrischen Heizofen. Doch dieser heizte so schlecht, dass ich Dauergast auf der Couch unter der warmen Decke war. Und ich wurde arm wie eine Kirchenmaus, als die Stromabrechnung ins Haus flatterte.

Ende der 90er Jahre, als unsere großen Kinder noch klein waren, konnten wir ihnen kaum einen Schneespaziergang oder eine Schlittenfahrt bieten. Wir mussten wegfahren, denn eine ausreichende Menge Schnee blieb nicht liegen. Zusätzlich musste das Timing stimmen, dass wir an den wenigen Schneetagen nichts anderes vorhatten. In dieser Zeit erinnere ich mich an einen wunderschönen Spaziergang durchs Hohe Venn am Baraque Michel in Belgien. Die Eisflächen des Hochmoors waren gefroren, die Sonne spiegelte sich im Eis. Die Hochmoorvegetation glitzerte im Schnee. Eis und Schnee schufen ein Kunstwerk aus dieser Landschaft.

Nicht so groß wie im Winter 1978/1979, aber um so folgenschwerer war der Temperatursturz im Winter 1993/1994. Als ich in der Vorweihnachtszeit unser Haus zum Büro verließ, war es +16 Grad. Nachmittags staunte aus meinem Bürofenster nicht schlecht: es schneite. Zu Hause registrierte ich dann, dass es nur noch +1 Grad war. Die Begleiterscheinungen des Temperatursturzes zeigten sich nicht bei uns, sondern im Schwarzwald, in den Vogesen, in der Schwäbischen Alb, im Pfälzerwald, bis zu Hunsrück und Eifel hin: es regnete sintflutartig. Über Nebenflüsse sammelte sich das Wasser im Rhein. Mit dem Weihnachtshochwasser sollten wir als Begrüßung in unserem Haus, wohin wir umgezogen waren, eine Rekordhochwasser erleben. Bis zu den Knien stand das Wasser im Keller. Pumpen waren im Dauerbetrieb und bekamen alles Wasser nicht weggeschafft. Tag und Nacht musste ich aufpassen, dass die Pumpen auch liefen. Das Hochwasser zog sich bis ins neue Jahr hinein, so dass das Grundwasser uns vierzehn Tage lang in unserem Keller begleitete.

1996/1997 war der einzige Winter in den 90er Jahren, der das Prädikat „Winter“ verdiente. Er taugte für ein paar Tage Schlittenfahren, und von Anfang Dezember bis Ende Februar ließ sich der Frost nicht vertreiben. Dennoch schoben sich die Tiefdruckgebiete von Westen gegen den Kältepol an. Für wenige Tage gewannen die Tiefs die Oberhand, bis die Kälte sie wieder verdrängt. Das Ergebnis: Eisregen. Ich kann mich an keinen anderen Winter erinnern, in denen so häufig ein Eispanzer die Natur, die Straßen und die Gehwege bedeckte und das Alltagsleben lahm legte. Ganze Tage konnten wir uns nicht vor die Haustüre trauen. Glücklicherweise kann ich mich an keine gravierenden Stürze oder Unfälle erinnern.

In den 2000er-Jahren kehrten allmählich Frost und Schnee zurück. Dabei hatte ich mich an einem Januartag im Winter 2005/2006 verkalkuliert. Über mehrere Tage hinweg war es morgens leicht gefroren, tagsüber schien die Sonne und mit +5 bis +6 Grad konnte man es in der Sonne aushalten. So wie in der wärmeren Jahreszeit, packte mich die Lust aufs Fahrradfahren. Ich hatte Sehnsucht auf die Niederlande. Das Trekking-Rad in den Regional-Express, auf nach Aachen, von dort aus 33 Kilometer über die schnurgerade Nationalstraße nach Maastricht. Der Wetterbericht hatte Schauer – keinen Dauerregen - angekündigt, was mich nicht weiter störte, denn es gab ja Regenbekleidung. In Maastricht saß ich im Café, ich nippte an meinem Kaffee, schaute durch das Fenster auf den einmalig schönen Platz mit der St. Servatius-Kirche – und sah Regentropfen. Macht nichts, dachte ich mir, denn das Regenzeug hatte ich ja mitgenommen. Auf der Rückfahrt, an der Peripherie von Maastricht, erneut Regentropfen, ich zog die Regenbekleidung über. Mächtiger Anstieg in den nächsten Ort, das war Cadier en Keer. Auf dem Höhenzug angekommen, war der Regen in Schnee übergegangen. Und der verstärkte sich, so dass ich mich durch dichtes Schneetreiben hindurch kämpfen musste, das keine Lust verspürte aufzuhören. Etwas weniger als 30 Kilometer musste ich noch bis Aachen schaffen. Es war nicht nur der Schneematsch auf dem Fahrradweg, der mir zu schaffen machte, es waren vor allem meine ledernen Fingerhandschuhe, die – vollkommen durchnässt - meine Finger zu Eis erstarren ließen. Beim Fahrradfahren ist Kälte an Fingern, Ohren, Nase und Zehen unerträglich. Meine warmen, dicken Fausthandschuhe hatte ich zu Hause gelassen. Meine Finger froren so sehr, dass ich mir bald Soldaten in Stalingrad vorstellte, wie sie bei -30 Grad Frost in den Schützengraben lagen und vor Kälte verreckten. Ich weiß bis heute nicht, wie ich es geschafft habe, in Aachen anzukommen, ohne vor Erfrierungen wahnsinnig geworden zu sein.

Dem kalten Winter 2005/2006 folgte – natürlich – ein milder Winter 2006/2007. Die milden Temperaturen ließen die Wetterküche brodeln. Mitte Januar sammelte sich die Energie in der Atmosphäre, die sich mit dem Orkan Kyrill entlud. Die Schäden im Rheinland waren riesig. Besonders im Kottenforst hatte sich der russische Prediger ausgetobt und tiefe Schneisen umgeknickter Bäume hinterlassen.

Drei Jahre nacheinander – von Ende 2008 bis Anfang 2011 – trat nun das ein, was ich nicht mehr für möglich gehalten hatte: knackig kalte Winter mit jede Menge Schnee. Dabei war der Winter 2009/2010 mit den Schneemengen sogar rekordverdächtig. Das war des Guten wirklich zu viel. Ich fühlte mich in meiner Bewegungsfreiheit eingeengt. Ich kam wenig zur Türe hinaus und vermied es, mich über die wenigen schneefreien Wege fortzubewegen. Eine Bekannte war über eine gefrorene Schneefläche gestürzt und lag rund eine Woche im Krankenhaus. Unser großes Mädchen feierte im Januar ihren 18. Geburtstag. Reihenweise sagten eingeladene Gäste aus dem Siebengebirge ab, weil sie eingeschneit waren. Mitte März war ich endlich froh, mit meinem Rennrad eine erste Tour durch den Kottenforst drehen zu können. Rund eine Woche lang herrschten satte Plusgrade, die wärmende Frühlingssonne schien vom Himmel. Doch, oben im Kottenforst angekommen, wurde die Rennradtour zum unüberwindlichen Hindernis, weil nicht abgeschmolzene Schneereste mir komplett den Weg versperrten.

Im vorletzten Winter 2010/2011 geschah das Wunder: weiße Weihnacht. Oder genauer ausgedrückt: eine richtige weiße Weihnacht. Morgens am Heiligabend regnete es noch, mittags wurde daraus Schnee, der bis in die Nacht anhielt. Bis zum neuen Jahr blieb der Schnee liegen. Falsch ausgedrückt: wenn man die Prognosen der Meteorologen bewertet, waren weitere Weihnachtsfeste weiß. Des öfteren hatten die Wetterfrösche im Fernsehen drei bis vier Tage vorher eine weiße Weihnacht vorher gesagt. Zwei Tage vorher waren es noch ein Prozentsatz von 80%. Ein Tag vorher schrumpften der Kreis der Beglückten noch ein Stückchen weiter: in de Mittelgebirgen oberhalb von 600 bis 700 Metern könne man mit einer weißen Weihnacht rechnen. Aber: wer wohnte schon in Eifel, Sauerland oder Westerwald auf einer solchen Höhe ? Die Wettervorhersage war zu einer Mogelpackung entartet.

Kälte und Schnee genieße ich in diesem Winter. Der Winter hält sich, wenngleich ab Sonntag eine Milderung einsetzen soll. Das Winterwetter beeinträchtigt mich nicht. Im letzten Winter war dies grundverschieden. Wieder einmal war der Winter viel zu mild geraten. Mit Ausnahme von rund drei Wochen, die es in sich hatten. Der Himmel war aufgerissen. Es war so kalt, dass der Himmel stahlblau war. Gleich mehrere Nächte hintereinander wurde es -15 Grad kalt. Wenn Wind aufkam, war die Kälte schneidend bis unerträglich. Ich konnte es mir kaum vorstellen, wie es die Menschen in Moskau oder wie es Beate in Schweden aushalten kann. 


Wochen später, geisterten Zeitungsberichte umher, dass unser Stromnetz um Haaresbreite dem Super-GAU entkommen war: dem Zusammenbruch. Demnach hätte es wochenlang dauern können, bis das Stromnetz flächendeckend wieder in Gang gesetzt worden wäre.

Nun kuschele ich mich an der Heizung. Und ich lasse auf mich zukommen, dass der Winter ab nächsten Sonntag – wenn die Wetterfrösche Recht behalten – eine Atempause einlegen wird.

Donnerstag, 24. Januar 2013

die Bettlerin

Sie stieß mich ab und ich hasste diese Bettelei.

Ihre Gesichtszüge waren tief zerfurcht von Falten, ihre Haare waren in Büscheln zerzaust, ihre noch dominierende schwarze Haarfarbe schaffte es einigermaßen, ihren fortschreitenden Altersprozess aufzuhalten. Ihre Augen hatten sich tief in den Schädel eingegraben, ihre Gesichtsform war beinahe oval. Der aufrechte Gang behauptete sich gegen ihre müde Gestalt. Sie mochte glatte zehn Jahre älter aussehen, als sie tatsächlich war.

Ich war noch genervt vom Unvermögen der Stadtwerke, ihre Straßenbahnen mit defekten Türen durch die Gegend fahren zu lassen. Diesmal hatte sich ein regelrechter Machtkampf zwischen dem Fahrer und Eingangstüre abgespielt. Er rannte aus seinem Fahrerhaus zu der Türe, öffnete eine Abdeckung oberhalb der Türe, öffnete und verschloss die Türe mit einem Sechskantschlüssel, kehrte zurück zu seinem Fahrerhaus, wo sich die Türe beharrlich weigerte, einen Muckser von sich zu geben. Etliche Male ging dieses Spielchen hin und her. Dabei beschwor der Fahrer die Türe, er flehte sie an, er redete mit Engelszungen auf sie ein. Doch die Türe weigerte sich. Aussteigen und nächste U-Bahn nehmen.

Am Ende der Rolltreppe, zuvor durch das Menschengedränge an der U-Bahn-Haltestelle, davor in der voll gequetschten U-Bahn, schob sich diese bettelnde Frau in mein Blickfeld. Nach Osteuropa ordnete ich sie grob ein. Osteuropa, das war auch der Balkan, und den Balkan setzte ich mit Sinti oder Roma gleich, denn mit ihrem vagabundierenden Aussehen ähnelte sie denjenigen Menschen, die ich als Zigeuner oder Sinti oder Roma sonst wie gesehen hatte. Bettler bevölkerten an allen Ecken und Enden die Stadt. Je nachdem, wie der Bezugspunkt festgelegt war – nach Heimatland, nach Existenzminimum, nach Durchschnittsverdienst oder was auch immer – war Armut relativ. Diskussionen konnten rasch ausufern, was in unserem Wohlfahrts- und Sozialstaat als arm zu gelten hat. In dieses diffuse und unbestimmte Armutsgefüge ordnete ich die Bettelei ein – wer befasste sich schon mit dem konkreten Einzelschicksal ?

So zielgerichtet, wie die Frau auf mich zutrat, hätte ich sie am liebsten mit beiden Ellbogen zur Seite gestoßen. In der Enge der Rolltreppe stocherten meine Beine aufwärts. Dumpf senkte sich die Dunkelheit über die Haltestelle. Nicht nur wegen des Frostes zog ich meinen Schal schützend zurecht, sondern auch wegen des kalten Lichtes, das der lange Strich der Straßenbahnschienen zurück warf. Die Abfahrzeit des Busses in drei Minuten saß mir zudem im Nacken.

„Haben Sie ein paar Cent für mich … „ deutete sie mit der offenen Hand. Erregt schüttelte ich den Kopf und schritt weiter.

So wie sonst, kam mir der Bussteig wie ein Provisorium vor, so schmal, dass man kaum aneinander vorbei gehen konnte, so wirr, dass die Reihenfolge der Buslinien auf der Anzeigetafel hin- und hersprang, und so plötzlich, dass die Straßenbahn wie aus dem Nichts vor die Nase gefahren kam.

Dann schlich sie sich vom Ende des Bussteigs heran: die vermeintliche Sinti oder Roma. Zielstrebig wie bei mir, suchte sie die Wartenden an der Bushaltestelle auf. Sie öffnete ihre Hand, suchte den Blickkontakt und ließ sich nicht auf die Schnelle beiseite schieben. Die ersten wartenden Fahrgäste reagierten genauso wie ich: kalt, abweisend, ignorierend; sie waren froh, als sie wieder verschwunden war.

Sie war standhaft, sie ließ sich nicht entmutigen. Bei Bettlern ist die Frustrationstoleranz ohnehin unendlich hoch. Unendlich fleißig marschierten ihre Schritte vorwärts. Fahrgast für Fahrgast nahm sie mit ihrer geöffneten Hand unter die Lupe. Bis sich etwas regte. Ein älterer Herr kurz vor dem Rentenalter begann in seinem Rucksack zu kramen. Seine rechte Hand irrte umher, bis sie fand, was sie suchte: der ältere Herr hatte seine Brote nicht gegessen, so dass die Sinti oder Roma nicht zu verhungern brauchte. Diese neue Erfahrung, nicht abgewiesen zu werden, entlockte ihr nicht nur ein Dankeschön, sondern zauberte auch ein Lächeln in sein Gesicht.

Der nächste Fahrgast. Er hatte das Treiben seines Nebenmannes aufmerksam beobachtet und ließ es sich nicht nehmen, ihm nach zu eifern. Wieso so kalt und abweisend reagieren ? Wegen ein paar lumpiger Cent ? Waren wir nicht zu hochnäsig ? Er klimperte in seiner Geldbörse herum, entledigte sich seiner Klein- und Kleinstmünzen, tat ein gutes Werk und sein Portemonnaie profitierte von der Übersichtlichkeit.

Der nächste. Dieser Fahrgast gehörte wiederum zu den genervten und abweisenden Artgenossen, die unfähig waren, dieses diffuse und unbestimmte Armutsgefüge zu durchdringen. Noch weniger konnte er unterscheiden, wer wirklich arm war, welche Bettler Trittbrettfahrer waren oder welche Bettelei in großem Stil organisiert war.

Nun war ich an der Reihe. Blass zitternd,  reichte sie mir ihre magere Hand. Sie bemerkte nicht, dass ich sie schon einmal zurück gewiesen hatte. Ohne nachzudenken, kramte ich in meiner Geldbörse nach alledem, was nach Kleingeld aussah. Bei meiner chronischen Geldknappheit war das nicht viel. Doch es reichte für ein 50 Cent-Stück. Dasselbe Lächeln traf mich, und ich spürte, dass ich einen Menschen glücklich gemacht hatte.

Die Irrungen und Wirrungen menschlicher Verhaltensweisen sind unergründlich.

Die nächsten Fahrgäste. Mit einem Mal war so etwas wie Solidarität entstanden. Die meisten spendierten ein paar Centstücke. Als sie das Ende des Bussteigs erreicht hatte, schlich die Sinti oder Roma-Frau zur Fußgängerzone weiter. Würde sie dort genauso viel Mitgefühl erzeugen ?

Mittwoch, 23. Januar 2013

Wissen


Durch Regalreihen wandern. Buchrücken steht an Buchrücken, manche Einbände haben trotz ihres Alters nicht an Anmut verloren und stammen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Sämtliche Spiegel-Hefte, beginnend in den 60er-Jahren, kann ich nachlesen. Seit eh und je haben Bibliotheken mich fasziniert. Schmökern, stöbern, Bücher in den Händen halten, dicke Wälzer von Enzyklopädien sammeln mit ihrem Gewicht das Wissen von Jahrtausenden. Blättern, Seite für Seite gleitet zwischen den Fingern, der Druck auf dem Papier hat die Vergangenheit bewahrt. Wissen kann nicht verstauben.

Google und Wikipedia sind eine höchst praktische Erfindung. Genau diese Wegezeiten spare ich: zu Bibliotheken. Mein Zeitmanagement profitiert davon. Ohne dass ich mich zwischen Regalen verirre, das richtige Buch nicht finde und Textstelle für Textstelle in einer Sisyphusarbeit durch wühlen muss, findet Google in Sekundenschnelle die eingegebenen Suchbegriffe. Irre, was Suchmaschinen können. Genauso irre funktioniert Wikipedia: Wissen poppt auf dem Bildschirm des Rechners hoch, Inhaltsverzeichnisse weisen wie in einem Buch den Weg, mit den Verlinkungen kann ich mich Begriff für Begriff schlau machen. Google und Wikipedia: beim Schreiben meiner Posts bringt diese IT-Unterstützung enorm viel. Begriff für Begriff durchdringe ich die Inhalte, ich verstehe, ich begreife sie; in der Umkehrproduktion kann ich aus dem Begriffenen Wort für Wort heraus schöpfen, einen Text zusammen fügen. Tag für Tag füllt sich mein Blog mit neuen Posts. Gäbe es kein Google und kein Wikipedia, wäre der Zeitaufwand für meine Posts so enorm, dass er exponentiell – da ich alternativ über Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Bibliotheken recherchieren müsste – vielleicht um das fünf- oder sechsfache steigen würde.

Ich eigne mir Wissen an, wobei mir bewusst wird, auf welchem engen Raum mein Wissen begrenzt ist, wenn ich in neue Wissens-Sphären vordringe. Oder umgekehrt: wie riesig meine Wissensdefizite sind, weil ich große Gebiete nicht, halbrichtig oder falsch durchdrungen habe. Wenn ich blogge, muss ich all die Worte mühsam erarbeiten, all die Formulierungen müssen stimmen, all die Inhalte muss ich richtig verstanden haben. Bei jedem Post wird mir die Grunderkenntnis des griechischen Philosophen Sokrates bewusst, die rund zweitausendfünfhundert Jahre alt ist: ich weiß dass ich nichts weiß.

Google und Wikipedia: obschon ich mangels Zeit auf deren Unterstützung angewiesen bin, betrachte ich diese Werkzeuge skeptisch. Die Suchmaschinen von Google können millionenfache Suchergebnisse ausspucken. Welches Wissen sich daraus ableitet, ist durch die Auswahl dessen, was Google findet vorgegeben. Ich erhalte lediglich einen Ausschnitt von Wissen. Das sind Puzzlestücke, die ich zu einem Ganzen zusammenfüge, Stücke von Wissen, zu denen ein durchgängiges Konzept fehlt.

Beim Stöbern durch Bibliotheken ist mir bewusst geworden, dass ein ganzheitlicher Ansatz vonnöten ist. Google und Wikipedia sind fragmenthaft. So findet Google hoch spezielle Sachverhalte – neue Krebstherapien, statische Berechnungen zur Deckentragfähigkeit oder die steuerrechtliche Behandlung von Bewirtungen – im Netz, so dass sich jedermann über solche Themen in Sekundenschnelle schlau machen kann. Ist dies Wissen ?

Wenn ich ein Buch in der Hand halte, ist das etwas Ehrwürdiges. Ich ruhe und konzentriere mich. Das Denken dringt tiefer ein, als wenn ich die benötigten Informationen auf dem Bildschirm des Rechners ablese. Aristoteles hat die Dinge in Kategorien eingeteilt. Wissen entsteht, indem Gegensätze, Verhältnisse, Vergleiche gebildet werden. Die Dinge in den Kategorien werden hinterfragt, sie werden in Beziehungen zueinander gesetzt, Widersprüche werden aufgelöst, Schlüsse werden gezogen. Fragen und Antworten springen hin und her. Stufe um Stufe dringt das Denken tiefer in die Dinge hinein. Aus dem besonderen wird das übergeordnete Allgemeine entwickelt. Dieses wird wiederum zueinander in Beziehung gesetzt. Wissen entsteht in der Gesamtheit aller Kategorien und Querbeziehungen.

So wie es normalerweise an den Schulen gelehrt wird. Die Gesamtheit der Quellen recherchieren. Auf Originalquellen zugreifen; das sind in erster Linie Bücher, Zeitschriften, Aufsätze und dergleichen. Manche Extrakte finden sich über Google – es sind nur die Ausschnitte ganzheitlicher Informationen.

Google und Wikipedia sind ein höchst praktischer Ersatz dafür, wie die richtige Methodik der Wissensaneignung funktioniert. Kant geht in seiner Kritik der Urteilskraft etwas weiter als Aristoteles. Im Zeitalter der Aufklärung nimmt der Verstand eine aktive Rolle ein. Er übernimmt eine Art von Leitungsfunktion, indem er die Dinge wahrnimmt, mit seiner Auffassungsgabe einordnet, sie zu einem Ganzen zusammenfasst und darstellt. Dabei durchläuft der Verstand Zyklen der Reflexion, indem die Dinge laufend neu angeordnet werden und Strukturen angepasst werden.

Google und Wikipedia sind Werkzeuge, die Methodenhoheit hat der Verstand. In unserer heutigen, schnelllebigen Zeit vervielfacht sich das Wissen in immer kürzeren Zeiträumen. Oft sind es Technologien, die in immer kürzeren Wachstumszyklen neues Wissen erzeugen. Nicht nur durch neue Technologien, auch in Alltagssituationen, beim Einkaufen oder in der Freizeit wird mein Verstand durch das ausufernde Wissen überstrapaziert, um die Dinge herauszufiltern und sie in Kategorien einzuteilen, so wie Aristoteles oder Kant es gemacht haben.

Dazu komme ich kaum. Ich muss die Bodenhaftung wieder herstellen. „Lire et écrire“, hatte Sartre einst formuliert – „lesen und schreiben“. Die Suche nach dem Weg kann zu richtigem Wissen kann auch nach Hause führen. Im Fernsehsessel lehne ich mich zurück. Zu den Höhepunkten des Tages gehört meine Abendlektüre. In diesem Ruhezustand läuft mein Verstand auf Hochtouren. Ich blättere in einem Buch. Bestimmte Textpassagen lese ich mehrfach, wenn ich sie nicht richtig verstanden habe oder auch, wenn ich reflektiere, nach Analogien suche oder Schlüsse ziehe.

Ich werde künftig auf den richtigen Wissens-Mix achten. Nicht nur Google und Wikipedia, sondern auch Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und Bibliotheken. Nichts kann dieses erhabene Gefühl ersetzen, wenn ich in Büchern herum blättere.

Montag, 21. Januar 2013

Glockentürme (8) - deutsch-französischer Glockenturm in Mirecourt und Bonn-Schwarzrheindorf


1957 wurden Jean Noel und André Laurent stutzig. Jean Noel war Priester in Mirecourt, einer 8.000-Seelen-Stadt zwischen Nancy und Epinal, der Hauptstadt des Département Vosges – irgendwo in Lothringen.

Der Ausläufer der Vogesen krümmen sich über die Hügellandschaft. In einem Seitental der Mosel gelegen, ragt der Glockenturm aus den engen Straßen zwischen flach herunter gezogenen Häuserdächern heraus. Die Kirche „Notre dame de la nativité“ in der Jean Noel Pfarrer war, liegt im Herzen des Städtchens Mirecourt.

Gemeinsam mit André Laurent, einem anderen Pfarrer im Département Vosges, recherchierten die beiden die Spuren des Heiligen Pierre Fourier, der in Mirecourt geboren war. Noch heute gibt es eine Inschrift aus dem Jahr 1608, dass Pierre Fourier in der Kirche „Notre dame de la nativité“ 1565 getauft worden ist. „Nativité“ bedeutet Geburt, so dass die Kirche nach Pierre Fourier benannt worden ist.


Bei den Recherchen stießen die beiden im Glockenturm auf eine Glocke, die dem Heiligen Michael (und der Kirchenpatronin Maria Magdalena) geweiht war. Der Heilige Michael ist ein Schutzpatron, der von Soldaten während Schlachten angerufen wurde. Die erste Erscheinung des Heiligen Michael auf einem Berg in Apulien in Süditalien datiert aus dem Jahr 496. Pierre Fourier wurde heilig gesprochen, da er während der Reformation den Augustiner Klosterorden gegründet hatte mit der Absicht, der Versklavung von Frauen in der Männergesellschaft entgegen zu wirken. Was haben die beiden Heiligen miteinander zu tun ? Nur soviel, dass die Glocke des Heiligen Michael in der Kirche des Heiligen Fourier zufällig gelandet war.

Als Jean Noel und André Laurent die Glocke betrachteten, rätselten sie und staunten, denn die Glocke trug die Aufschrift „Schwartzenrheindorff“. Obschon manche Dörfer und Städte in Lothringen auf „-dorff“ oder „-troff“ enden, gab es nirgends einen Ort oder eine Stadt namens „Schwartzenrheindorff“.

Woher stammte die Glocke ? In der Stadtchronik und Archiven wurden sie fündig. Die Glocke war eine Kriegsbeute der Napoleonischen Truppen, nachdem diese 1794 das Rheinland besetzt hatten. Bei Beutezügen in der damaligen Zeit war es durchaus üblich, Städte zu plündern und alles, was kostbar war, einzukassieren. Dazu gehörten auch Glocken.

Die Glocke war aus der Doppelkirche in Bonn-Schwarzrheindorf aus dem 12. Jahrhundert geraubt worden. Im Jahr 1636 war die Glocke gegossen worden und dem Heiligen Michael und Maria Magdalena geweiht worden. Die französischen Besatzungstruppen hatten offensichtlich eine Verwendung für diese Glocke. So wurden die 330 Kilogramm Glockengewicht nach Mirecourt in Frankreich geschafft, so dass die Kirche des Heligen Fourier dem Heiligen Michael Unterschlupf gewährte.

Was tun ? 1957 hatte sich das Verhältnis zwischen den Erzfeinden Deutschland und Frankreich längst entspannt. Jean Noel und André Laurent reisten nach Bonn, um die Kirche des Heiligen Michael kennen zu lernen, aus dem die Glocke geraubt worden war.

Diese Reise fiel genau in die Phase hinein, in der die Grundlagen für die deutsch-französische Freundschaft geschaffen wurden. So jährt sich Morgen der 50. Jahrestag der Elysée-Verträge, die zwischen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle unterzeichnet wurden.

Die Glocke geriet in den Sog der Außenpolitik. Das Schicksal der Glocke wurde somit auf höchster politischer Ebene diskutiert. Es war gemeinsamer Wunsch der beiden Kirchengemeinden in Mirecourt und Bonn-Schwarzrheindorf, die geraubte Glocke von Mirecourt nach Bonn zurückzuführen und der Kirchengemeinde Mirecourt eine neue Glocke zur Verfügung zu stellen. Dafür spendierten die beiden Staaten entsprechende Geldmittel.

Kurz darauf, gründeten Bonn-Schwarzrheindorf und Mirecourt eine Städtepartnerschaft. Am 27. März 1965 war es dann soweit: die Glocke aus dem Jahr 1636 war in Bonn-Schwarzrheindorf aus Mirecourt wieder angekommen. Gleichzeitig war die neue Glocke für die Kirche „Notre-dame de la nativité“ in Mirecourt fertig gegossen worden.

Beide Glockentürme wurden mit einem großen Fest gefeiert, dabei war in Bonn Konrad Adenauer sogar persönlich anwesend. Unter den Gratulanten gehörte auch Papst Paul der VI., der mit diesen Glockentürmen all die Liebe zweier christlicher Völker verband.

So sind zwei Glockentürme zum Symbol der Freundschaft zwischen Deutschen und Franzosen geworden.

Bedanken möchte ich mich bei der französischen Bloggerin MamLéa, die mir die Veröffentlichung der Fotos aus Ihrem Blog erlaubt hat.

Sonntag, 20. Januar 2013

Tod eines 2-jährigen

Eine Zeit lang hatte ich überlegt, ob ich diesen Post überhaupt schreiben sollte. Die Schlagzeile war mir zu aufreisserisch, das Geschehene emotional zu aufwühlend.

Auf der verkehrsberuhigten Hauptstraße belieferte ein Kleintransporter eine Apotheke und stand quer auf dem Gehweg. Dies geschah nachmittags, als der Gehweg von Fußgängern stark frequentiert war. Als die Be- und Entladearbeiten beendet waren, setzte der Fahrer seinen Transporter zurück, um auf die Hauptstraße zurück zu drehen. Zeitgleich hatte sich ein 2 ½ jähriger Junge von seinem Vater losgerissen, er stolperte, blieb vor dem Transporter liegen und wurde überfahren.

Nachdem eine zufällig vorbeikommende Ärztin die Wiederbelebung versuchte, verstarb der 2 ½ jährige im Krankenhaus.


Viele Menschen haben an der Treppe zur Apotheke, ganz in der Nähe, wo der Unfall geschehen war, ein Licht angezündet.






In der Mittagspause passiere ich häufig den Ort des Geschehens. Jedesmal bin ich bedrückt, deprimiert, fassungslos und trauere mit den anderen Passanten.