Mittwoch, 25. Januar 2012

Riester-Rente, Teil 2

Zentimeterdick waren die Stapel, die ich zu wälzen hatte. Gespickt mit Zahlen, jede Menge Text und ganz viel Kleingedrucktem. Aus den Angeboten der Riester-Rente sprudelten die Informationen im Überfluss heraus: Wertentwicklungen, Modellrechnungen, Überschussbeteiligungen, Riesterzuschüsse, Produktinformationen, Verbraucherinformationen, steuerliche Aspekte, Vertragsbedingungen, ich kam mir vor wie im Dschungel, um das alles sichten zu können.

Schnell wurde mir klar, dass der Gesetzgeber hier ein Monster erschaffen hatte: die Flut der Informationen war gar nicht mehr verarbeitbar, das Konstrukt der Riester-Rente lag jenseits des menschlichen Verstandes, ein gehöriges Maß an Abstraktionsvermögen war gefragt, um diesen Dschungel auf eine aussagefähige Zahlenwelt zurecht zu stutzen.

Verkäufertypen, die ihre Kunden in ihre Denkwelt von Provisionen hineinpressten, war man hilflos ausgeliefert, weil der gesunde Menschenverstand im Anblick dieses Monsters kaum einen eigenen Denkansatz zustande bringen konnte. Letztlich subventioniert der Staat die Banken- und Versicherungsbranche, weil diese ordentliche Gewinnspannen einkalkulieren können und der Kunde nur dann etwas davon merkt, wenn er die dazugehörigen Berechnungen versteht. Und diese Berechnungen sind über Zeitreihen von Jahrzehnten so aufgebläht, dass ein Taschenrechner nicht mehr weiter hilft. Vielmehr müssen diese an einem Rechner mit Rechenprogrammen wie Excel beackert werden.

Viele meiner Arbeitskollegen haben vor der Riester-Rente kapituliert: bei den Rentenversicherungs-Varianten fressen die Vertriebs- und Verwaltungskosten die Zinserträge auf, so dass anderweitige festverzinsliche Varianten günstiger sind – diese Kollegen sind aber entweder alleinstehend oder sie haben keine Kinder. Da wir aber drei Kinder haben, für die wir Kindergeld erhalten, liegt der Fall bei uns anders. Trotz üppiger Gewinnspannen von Banken und Versicherungen sind die Zuschüsse so hoch, dass sich die Riester-Rente rechnen muss.

Vier Angebote über eine Riester-Rente hatten wir uns eingeholt, und meine eigene Meßlatte hatte ich dahin gelegt, aus diesen vier Angeboten (Riester-Bausparen BHW, Rentenversicherungen R+V, Postbank und HUK) das günstigste auszuwählen. Um diesen eigenen Berechnungsansatz zu entwickeln, hatten sich die Anbieter nach besten Kräften bemüht, dies zu verhindern, denn was, wie und womit gerechnet wurde, war nicht mit einander vergleichbar. Mal wurde mit, mal ohne Riester-Zuschüsse gerechnet, mal mit, mal ohne Überschussbeteiligung. Die Zeiträume, über die eingezahlt wurde, waren mal kürzer, mal länger, die Beträge, die monatlich eingezahlt wurden, mal höher, mal niedriger. Jeder hatte so gerechnet, wie es ihm gerade in den Kram passte.

Die einzige verwertbare Größe war das garantierte Kapital aus Eigenbeiträgen – den Ausweis dieser Größe hatte der Gesetzgeber vorgesehen. Um diese Größe gleichzusetzen auf Zeitraum und monatliche Zahlungen, musste händisch gerechnet werden.



lautet die Formel für den internen Zinssatz, mit dessen Hilfe die vier Angebote verglichen werden konnten. Innerhalb meines BWL-Studiums habe ich solche Berechnungen nicht im Grundstudium, sondern erst im Hauptstudium gelernt. Und ganz korrekt ist diese Berechnungsmethodik noch nicht, weil  a) nur 30% als Einmalauszahlung gewährt werden und der Rest als Rente  und  b) steuerliche Effekte nicht berücksichtigt sind.

Mit Taschenrechner und Rechenpapier ist die Berechnung des internen Zinssatzes praktisch unmöglich, weil interpoliert werden muss. Beim Rechenprogramm Excel geschieht dies über die Zielwertsuche in Sekundenschnelle. Bestes Angebot war die HUK mit 2,5% interner Verzinsung (ohne Zuschüsse und Überschussbeteiligung), schlechtestes Angebot war das Riester-Bausparen mit mickrigen 0,3%.

Gespannt sind wir noch darauf, wenn unser alter Postbank Triselect-Fonds abgerechnet wird und auf die neue Rentenversicherung überführt wird. Dier Kursentwicklung war dermaßen grottenschlecht, dass ich es kaum noch gewagt hatte, mir die Entwicklung im Internet anzusehen.

So wie der Kurs abgestürzt ist, rechnen wir mit etwas mehr wie eintausend Euro Verlust gegenüber einer Riester-geförderten Rentenversicherung. Ich bin gespannt. Unsere Verträge haben wir seit Jahresbeginn auf die HUK umgeschwenkt.

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